Perspektivismus

Perspektivismus
Per|spek|ti|vis|mus 〈[ -vı̣s-] m.; -; unz.〉 Lehre, dass die Betrachtung der Welt nur individuell durch die jeweilige Perspektive des Erkennenden möglich sei, dass es also keine objektive Erkenntnis gebe
Die Buchstabenfolge per|sp... kann in Fremdwörtern auch pers|p... getrennt werden.

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Per|s|pek|ti|vịs|mus, der; - (Philos.):
Prinzip, nach dem die Erkenntnis der Welt, die Beurteilung geschichtlicher Vorgänge usw. durch die jeweilige Perspektive des od. der Betrachtenden bedingt ist.

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Perspektivịsmus
 
der, -, von G. W. Leibniz in die Philosophie eingeführter Begriff für die erkenntnistheoretische Lehre, dass Erkenntnisse, Betrachtungen und Beurteilungen auf den Standpunkt oder die Eigenschaften des Erkennenden als »subjektiver« Einheit zurückbezogen werden müssen, wobei vorausgesetzt wird, dass die Wirklichkeit dem Subjekt nur unter bestimmten Perspektiven gegeben sein kann. Der perspektivistische Objektivismus vertritt die gesetzliche Zuordnung der Weltansichten zu einer und derselben, nur in verschiedenen Ansichten gegebenen Wirklichkeit. Nach Leibniz erfolgt in diesem Sinn die Repräsentation der Wirklichkeit durch schöpferische, weltauslegende Zentren (Monaden), die das Ganze jeweils nach ihren Möglichkeiten und ihrem Gesichtspunkt im Einzelnen ausdrücken. Erst die Gesamtheit der Perspektiven oder Aspekte ergibt jedoch ein Bild von der vollen Wirklichkeit (E. Rothacker). Für F. Nietzsche ist der Perspektivismus eine »Grundbedingung alles Lebens«, das immer nur Besonderes begreift. Im pragmatistisch-fiktionalistischen Sinn wird der Perspektivismus auf die besonderen Lebensbedürfnisse und Lebensansprüche des Einzelnen bezogen und damit zum perspektivistischen Subjektivismus umgedeutet (H. Vaihinger). Im historischen Perspektivismus (W. Dilthey) wird er zum Relativismus verfestigt, der in der eigenen Verflochtenheit in eine spezifische geschichtliche Situation mit ihren zugeordneten Blickmöglichkeiten die Bedingungen des geschichtlichen Sehens und Erkennens erblickt (O. Spengler, J. Ortega y Gasset). In biologischer Sicht ist der Perspektivismus als grundlegend für die Umweltlehre erkannt worden (J. von Uexküll); die Perspektiven sind hierbei im Sinne einer Entsprechung von Tier und spezifisch zugehöriger Umwelt artspezifischer Natur.

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Per|spek|ti|vịs|mus, der; - (Philos.): Prinzip, wonach die Erkenntnis der Welt, die Beurteilung geschichtlicher Vorgänge usw. durch die jeweilige Perspektive des Betrachters bedingt ist.

Universal-Lexikon. 2012.

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